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econsense, die Frankfurt School of Finance & Management und die Universität Kassel veröffentlichen ein Whitepaper zum ersten Berichtszyklus der EU-Taxonomie in Deutschland

Ein neues Whitepaper, das von econsense, der Frankfurt School of Finance & Management und der Universität Kassel erarbeitet wurde, untersucht die erstmalige Umsetzung der EU-Taxonomie durch Unternehmen in Deutschland. Das Whitepaper mit dem Titel „Let’s talk numbers: EU Taxonomy reporting by German companies“ wurde erstmals am 27. Juni von Bloomberg veröffentlicht. Die Publikation zeigt, dass die EU-Taxonomie ein nützliches Instrument für Unternehmen sein kann, um zu demonstrieren, wie sie ihr Geschäftsmodell an eine nachhaltige und kohlenstoffarme Wirtschaft anpassen. Durch die Bewältigung der Umsetzungsherausforderungen und die Stärkung ihrer Anwendbarkeit kann die EU-Taxonomie zu einer Quelle von entscheidungsrelevanten Nachhaltigkeitsdaten werden. Dies ermöglicht es Investoren und dem Finanzmarkt sowohl besser zu verstehen, wie nachhaltig ihre Investitionen sind, als auch Kapital zielgerichtet umzuleiten.

Die Europäische Union führte 2020 die EU-Taxonomie mit dem Ziel ein, Investoren, Finanzinstituten und Unternehmen Klarheit darüber zu verschaffen, was eine ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivität ausmacht. Seit 2023 sind Unternehmen, die unter die Non-financial Reporting Directive (NFRD) fallen, erstmals verpflichtet, über die Konformität ihres Geschäfts mit den Klimazielen der EU-Taxonomie zu berichten.

Die Veröffentlichung, die vom deutschen Nachhaltigkeitsnetzwerk econsense und einem Team von Wissenschaftler:innen und Expert:innen für Sustainable Finance der Frankfurt School of Finance & Management und der Universität Kassel erarbeitet wurde, analysiert quantitativ die Berichtskennzahlen der EU-Taxonomie von econsense-Mitgliedsunternehmen und DAX-Unternehmen, die unter die Berichtspflicht der EU-Taxonomie fallen. Zudem umfasst das Papier Erfahrungsberichte und Fallstudien mehrerer econsense-Mitgliedsunternehmen.

Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie sind:

  1. Die quantitative Analyse zeigt, dass der durchschnittliche taxonomiefähige Umsatz der Unternehmen in der Strichprobe 26 Prozent beträgt. Dieser Umstand verdeutlicht, dass die EU-Taxonomie sich auf Branchen mit einem großen Hebel (Impact) zur Erreichung der Klimaziele der EU fokussiert. Das bedeutet, dass die Kerngeschäftstätigkeiten einiger Branchen nicht einbezogen werden. Von diesen 26 Prozent taxonomiefähigen Umsatz sind drei Prozent taxonomiekonform.
  2. Die untersuchten Unternehmen weisen einen durchschnittlichen EU-taxonomiefähigen CapEx von 40 Prozent auf, von dem 13 Prozent taxonomiekonform sind. Der höhere Anteil (im Vergleich zum Umsatz) deutet darauf hin, dass Unternehmen begonnen haben, ihre Geschäftsmodelle zu transformieren und in naher Zukunft wesentlich zum Erreichen der Umweltziele der EU-Taxonomie beitragen können. In absoluten Zahlen haben deutsche Unternehmen in dieser Stichprobe etwa 43,23 Milliarden Euro in ökologisch nachhaltige Aktivitäten gemäß EU-Taxonomie investiert.
  3. Die Branchenanalyse zeigt eine starke Heterogenität in Bezug auf die EU-Taxonomie-Kennzahlen. Vergleiche zwischen Branchen sind daher herausfordernd.
  4. Die Verbindung zwischen Finanz- und Nachhaltigkeitsdaten in der EU-Taxonomie erfordert einen integrierten Umsetzungsprozess durch Unternehmen, da Expert:innen aus verschiedenen Abteilungen eng zusammenarbeiten müssen. Die Einbeziehung mehrerer Abteilungen bietet die Möglichkeit, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen, Wissen aufzubauen und die Akzeptanz für das Thema innerhalb einer Organisation weiter zu fördern.

Damit die EU-Taxonomie ein wirksamer Bestandteil der Transformationsplanung in verschiedenen Branchen sein kann und Unternehmen aufzeigen können, wo sie aktiv zur Transformation der Wirtschaft beitragen, ist eine Erweiterung des aktuellen Rahmens der EU-Taxonomie wichtig. Die Beseitigung  Anwendungsprobleme würde die Integration der EU-Taxonomie in Unternehmen weiter erleichtern. Eine Erweiterung der EU-Taxonomie würde jedoch mit zusätzlichen Berichtspflichten einher gehen.

Die Veröffentlichung dieser Studie ist ein wichtiger Beitrag zur laufenden Diskussion zu Sustainable Finance, EU-Taxonomie und dem Kampf gegen den Klimawandel. Sie dient als Handreichung für politische Entscheidungsträger:innen, Marktteilnehmer:innen und Interessengruppen, die die sich entwickelnde Sustainable Finance Landschaft verstehen und sich in dieser zurechtfinden möchten.

Sie können die Studie auf der econsense-Website finden: https://econsense.de/publikationen/

Eine deutschsprachige Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der Studie (Executive Summary) finden Sie hier: https://econsense.de/wp-content/uploads/2023/07/Executive-Summary_Deutsch.pdf