Nachhaltigkeit 4.0 – Digitalisierung als Chance für die SDGs?
Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen legt nicht nur konkrete Nachhaltigkeitsziele fest, sondern gibt auch einen klaren Zeithorizont vor. In gerade einmal 13 Jahren sollen die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) erreicht sein. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage und weiter bestehender Zielkonflikte erscheint dieser Zeitplan hoch ambitioniert. Am 22. Mai 2017 diskutierten wir mit hochrangigen Rednern und 400 Gästen inwieweit die Wirtschaft – vor allem mit digitalen Lösungen – die Umsetzung der Agenda 2030 beschleunigen kann.
econsense-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Große Entrup eröffnete das Berliner Forum. Er betonte, dass zur Erreichung der Agenda 2030 der Weg zum Ziel entscheidend ist und es hierfür Unternehmen und ihre Innovationskraft braucht. Dabei kann Digitalisierung als Katalysator für eine nachhaltige Entwicklung neue Impulse setzen und Wege aufzeigen.
Pierre Nanterme (Chairman & CEO, Accenture) gab in seiner Keynote „The Human at the Heart of the Digitalization“ einen positive Ausblick auf die Digitalisierung: Dank smarter Technologien und Maschinen könnte die globale Wertschöpfung um mehrere Milliarden steigen.
Peter Altmaier (Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben) setzte mit seiner Keynote über die Chancen der Digitalisierung für eine nachhaltige Entwicklung ein Highlight. Er mahnte, dass die Rolle der Digitalisierung in der politischen Diskussion noch völlig unterschätzt ist und forderte dazu auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenbringen – nicht nur auf politischer, sondern auch auf gesellschaftlicher Ebene. So müsste z.B. die Förderlandschaft neu organisiert werden, um diese beiden zentralen Themen effektiv anzugehen. Es muss ein „akademischer Unterbau“ für mehr Rückhalt in der Lehre geschaffen werden, um Digitalisierung und Nachhaltigkeit stärker zu vernetzen – z.B. mit einem Lehrstuhl für Nachhaltigkeit.
Professor Dieter Kempf (Präsident, BDI und Kuratoriumssprecher, econsense) verdeutlichte in seiner Rede, dass die SDGs als gemeinsame Sprache der internationalen Zusammenarbeit funktionieren können, wobei die Rolle der Digitalisierung für die Erreichung der SDGs immens ist. Digitalisierung muss aber von Anfang an nachhaltig gedacht werden. Kempf stellte vier Dimensionen der Digitalisierung vor, die auf die SDGs wesentlich einzahlen: Digital Farming, Bildung, Kreislaufwirtschaft und E-Health. Zum Abschluss rief er zu mehr Mut in der gesamtgesellschaftlichen Diskussion auf, um Themen wie die Digitalisierung voranzubringen.
Das Panel „Vision 2030: Nachhaltig und digital?“ diskutierte die Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für eine nachhaltige Entwicklung. Das Panel startete mit Impulsen von Dr. Roland Busch (Mitglied des Vorstands, Siemens) und Luka Mucic (Finanzvorstand, SAP) zu konkreten Unternehmensbeispielen für (digitale) Lösungen zur Erreichung der SDGs. Busch machte deutlich, dass Digitalisierung der Wachstumsmotor und Schlüsselfaktor schlechthin für die Agenda2030 ist und sie bei Siemens – wie das Thema Nachhaltigkeit auch – als ganzheitlicher Ansatz gedacht wird. Luka Mucic sieht die großen Chancen der Digitalisierung, mahnt aber auch, dass dieser Prozess ein sehr komplexes Vorhaben ist, bei dem die positiven Effekte für Wirtschaft und Gesellschaft stärker herausgestellt werden müssen. So kann z.B. Digitalisierung herausragende Beiträge zu Transparenz, Automatisierung und verstärkter Konnektivität liefern.
In der folgenden Diskussion mit Iris Plöger (Mitglied der Hauptgeschäftsführung, BDI), Sascha Lobo (Blogger und Journalist) und Professor Dr. Christoph Meinel (CEO, Hasso-Plattner-Institut) wurden unter anderem die Potenziale und Grenzen der Digitalisierung sowohl in Deutschland als auch im internationalen Vergleich beleuchtet. Hierbei wurde deutlich, dass digitale Plattformen als „ökonomische Ökosysteme“ (Lobo) zentraler Bestandteil von Industrie 4.0 sind und die Bereitstellung dieser Infrastruktur der entscheidende Parameter für den Erfolg von Digitalisierung sein wird.
Im zweiten Panel wurden fünf Corporate Venturing Partnerschaften zwischen großen Unternehmen und Startups vorgestellt, die mit ihren Projekten zur Erreichung der SDGs beitragen und nachhaltiges Wirtschaften ganz konkret leben.
Manuel Gerres (Geschäftsführer DB Digital Ventures GmbH und Leiter New Digital Business, Deutsche Bahn) und Bruno Ginnuth (Co-Founder und Geschäftsführer, CleverShuttle) stellten ihre umweltfreundliche Mobilitätslösung vor: Ein RideSharing-Fahrdienst mit einer umweltfreundlichen Flotte von Elektrofahrzeugen.
Dr. Moritz Hagenmüller (Managing Director, Accenture Strategy) und Christoph Weigler (General Manager Germany, Uber) erläuterten ihre Kooperation und betonten die internationale Perspektive nachhaltigen Wirtschaftens.
Birgit Klesper (Senior VP Group Corporate Responsibility, Deutsche Telekom) und Martin Bittner (Geschäftsführer, BeeAnd.me) zeigten Smart Beehives: Mittels einer neuen Funktechnologie der Telekom (NarrowBand-IoT) übertragen intelligente Sensoren lebenswichtige Daten direkt aus dem Bienenstock.
Das Projekt von Dr. Christian Schröter (Manufacturing Business Partner for Global Business Franchise General Medicine & Endocrinology Biopharma, Merck) und TJ Muehleman (Co-Founder, Standard Code) leistet in Entwicklungsländern praktische Unterstützung vor Ort: Mit Hilfe einer innovativen Software kann der Medikamentenverbrauch im Gesundheitszentrum augenblicklich nachvollzogen und so z.B. sehr früh auf verstärkt auftretende Erkrankungen reagiert werden.
Katharina Tomoff (Vice President Shared Value, Deutsche Post DHL Group) und Michael Lohmeier (Bereichsleiter Betrieb und After Sales, StreetScooter GmbH) stellten mit dem StreetScooter eine Erfolgsgeschichte für umweltfreundliche Transportlösung im Logistikbereich vor.
Nach diesem inspirierenden Konferenztag voller neuer Impulse freuen wir uns, die Diskussion mit Ihnen bei unseren folgenden Veranstaltungen und Workshops fortzusetzen!